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Mittwoch, 7. Oktober 2015

Zeit hat man nicht. Zeit nimmt man sich...

für Dinge die einen wichtig sind. Um das Zitat von Andreas Franz Himmelstoß fortzusetzen. Passend zur Überschrift dreht es sich in diesem Blog-Eintrag neben meinen Erlebnissen als angehender Berufspilot hier in den USA auch darum, um die Kommunikation mit meiner Familie, Freunden und Verwandten, aber dazu später mehr.
 Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen


Es ist seit dem letzten Blog-Eintrag wieder etwas Zeit vergangen und ich bin in meiner Pilotenausbildung ein ganzes Stück weiter gekommen. Seit dem 04.09.2015 bin ich auch Privatpilot für einmotorige Landflugzeuge. Die Ausbildung lief dieses Mal fast reibungslos und so wie ich es mir vorgestellt habe, dank meinem Ausbilder James, der mich voller Tatenkraft unterstützt hat.
Es lief alles nach Plan, bis zur letzten Prüfung (check ride), da geriet ich an einen Prüfer der es anscheinend nicht gelernt hat mit Menschen vernünftig umzugehen. „Menschenführung 2000“ (wie wir es bei der Bundeswehr genannt haben). Dazu muss ich kurz erklären wie so ein „check ride“ normalerweise abläuft, wie bei den meisten Prüfungen gibt es einen theoretischen und einen praktischen Teil. Nach dem alle Formalitäten (Logbook check, ID-check, etc.) abgeschlossen sind, beginnt die theoretische Prüfung, die alle Bereiche der Ausbildung abdeckt. In der man meistens Situationsbedingte Fragen gestellt bekommt, wie z.B.: „Sie sind Privatpilot und möchten einen Flug mit einem Fluggerät antreten, was für Dokumente müssen Sie dabei haben und welche Dokumente müssen im Fluggerät vorhanden sein?“ Diese Fragen muss man halt nach besten Wissen und Gewissen beantworten.

Wenn die theoretische Prüfung für den Prüfer zufriedenstellend war geht es nahtlos über in die praktische Prüfung, zuvor wird noch einmal besprochen wer das Kommando über das Fluggerät hat um Missverständnisse zu vermeiden. So ruhig und besonnen wie sich der Prüfer in der Theorieprüfung verhielt, war er im Flugzeug nicht mehr. Er schrie mich den ganzen Flug über an, ich solle doch dies und das tun und das so wie er es für richtig hielt. Dazu kam noch, dass an diesem Tag eine andere Landebahn offen war als gewöhnlich (von der ich während der gesamten Ausbildung noch nicht geflogen war), sodass ich diesen Prüfungsflug nicht bestanden hatte. Im ersten Moment war ich natürlich ein wenig enttäuscht, im Nachhinein zog ich für mich aber das positive aus der ganzen Situation heraus und sagte mir, bei der nächsten Prüfung ist die Situation wieder ganz anders und meine begangenen Fehler (mich dermaßen ablenken zu lassen) werde ich arbeiten.

Als nächstes stand dann ein Wiederholungsflug mit meinem Ausbilder an, da aber James zu dem Zeitpunkt nicht mehr an der Flugschule war und er seinen neuen Airline-Job in New York angetreten hatte, vollzog ich einen Wiederholungsflug, in dem alle Sachen wiederholt werden müssen die der Prüfer für angemessen hält, mit meinen neuen und jetzigen Ausbilder Adrian. Danach war ich dann also bereit für den 2. Versuch der praktischen Prüfung. Wieder mit demselben Prüfer stieg ich eine Woche später erneut in das Flugzeug um den Prüfungsflug zu bestreiten. Der Prüfer verhielt sich genauso wie beim ersten Mal, er schrie mich wieder den ganzen Flug über lautstark an und ich solle dies und jenes so und so tun. Und ich dachte oh je oh je, es geht schon wieder los, ich blieb aber trotzdem ruhig und tat mein bestes. Vom Vertrauen zu mir als angehenden Pilot keine Spur.
Natürlich machte ich unter diesem Druck Fehler und so kam es, dass er mich wieder durchfallen ließ. In einer Situation war ich sogar wie erstarrt, eingefroren sozusagen und konnte nur noch geradeaus fliegen, was der Prüfer in diesem Moment von mir wollte konnte ich nicht ausführen. Erst ein paar Sekunden später realisierte ich was er von mir wollte, angeblich hat mein Motor des Flugzeuges gebrannt. Alles natürlich nur simuliert und als Pilot geht man in solch einer Notsituation mit Hilfe von checklisten eben die erforderten Schritte, Schritt für Schritt durch. Nach dem wir dann wieder gelandet waren, bedauerte er zutiefst mir mitteilen zu müssen, dass ich wieder durchgefallen sei und noch mehr üben muss. Ich dachte mir nur so, dein Mitleid kannste getrost stecken lassen.
Zu diesem Zeitpunkt stand für mich aber schon längst fest, den nächsten Prüfungsflug nicht wieder mit demselben Prüfer zu absolvieren. So sprach ich auch direkt nach dem Flug mit Paul, den Chef-Ausbilder hier in der Flugschule und erklärte ihm meine Situation und wie der Prüfungsflug von Statten ging. 
Danach war ich voller Zuversicht, da ich mich auf Paul zu 100% verlassen kann und so absolvierte ich erneut mit Adrian einen Wiederholungsflug und bekam dann auch 5 Tage später einen weiteren Termin für die Prüfung, diesmal mit Mary. Einer älteren netten Dame, mit ihr hatte ich im Vorgespräch (warum und wieso ich bis jetzt durchgefallen war) schon ein sehr gutes Gefühl und wusste, dass ich diesmal die Prüfung auch bestehen werde. Und so kam es auch, es war ein sehr angenehmer Prüfungsflug so wie er, meiner Meinung nach und auch der von Mary, auch sein sollte. Denn jeder weiß gut genug, dass man als Prüfling schon von vornherein etwas angespannt ist, und wenn dann noch ein Prüfer kommt der einen die ganze Zeit anschreit und zusätzlich unter Druck setzt, ist das alles andere als hilfreich.
Als ich dann die provisorische Pilotenlizenz für einmotorige Landflugzeuge in den Händen hielt, war für mich eh der ganze Stress und Ärger der letzten zwei Wochen mit dem anderen Prüfer vergessen und ich war nur noch glücklich und zufrieden es geschafft zu haben. Frei nach dem Motto: „Ich verliere nicht. Entweder ich gewinne oder ich lerne!“  Wenn man es ganz genau und auch wörtlich nimmt habe ich Lehr-Geld bezahlt, so wie es damals üblich war um ausgebildet zu werden und nur wer Fehler macht kann auch daraus lernen.
                                                  
      Flughafen Walla Walla, im Bundesstaat Washington

Nach der bestanden PPL für Landflugzeuge legte ich eine kleine aber feine Auszeit ein. Ich fuhr einen Tag lang in die Wildnis, besser gesagt an einen der für mich mit schönsten Orte hier in Oregon, an den „lost lake“. Der lost lake liegt direkt am Fuße des Mount Hood, was ein sehr bekannter und schneereicher Berg hier in meiner Nähe ist. Von Ed, den ich aus der Kirche kenne lieh ich mir ein Kayak und verbrachte einen wunderschönen Tag auf dem Gletschersee. Es gab nur die Natur und mich, einfach atemberaubend schön. Und ich werde nächstes Jahr gewiss etwas mehr Zeit dort verbringen. Aber seht selbst.
  Das ist er, der lost lake mit Mount Hood im Hintergrund

     Es war ein Wunderschöner Tag an einem wunderschönem Ort


So, nun aber zum eigentlichen Hauptthema diesen Blog-Eintrags. Dank Internet und Telefon ist es heutzutage relativ leicht auch über große Entfernungen miteinander zu kommunizieren. Mit meinen Eltern, die keinen Internetanschluss haben, telefoniere ich regelmäßig und wir tauschen uns über Neuigkeiten aus. Und da gibt es ja noch Skype, damit telefoniere ich mit meiner Schwester und mit Freunden. Der Vorteil ist, dass man sich halt auch sehen kann, was ich sehr schätze. Mit den meisten meiner Freunde und Bekannten aus Deutschland schreibe ich aber über WhattsApp oder über Facebook, oder halte alle Interessierten eben hier durch diesen Blog auf dem Laufenden.
So wie die Zeit hier für mich vergeht, vergeht sie natürlich auch für alle anderen und die Lebensumstände ändern sich bei dem ein oder anderen. Die einen gründen eine Familie, die anderen bauen Häuser. Wahnsinn ich freue mich riesig für euch, auch wenn ich den einen oder anderen schon längere Zeit nicht mehr gesehen habe.

Worüber ich mich auch sehr gefreut habe ist, dass mich meine Freunde Wicky und Matthias mit Töchterchen Helena aus Erfurt, mich hier im Juni dieses Jahres besucht haben. Sie haben ihre Hochzeitsreise durch die USA gemacht, das heißt sie fuhren mit dem Auto die Westküste Amerikas entlang. Von Seattle nach San Francisco und wieder zurück, sie haben sich damit einen Traum erfüllt und mich noch besucht, was gibt es schöneres. Ich habe die drei ein Stück auf ihrer Tour durch die USA, entlang des Columbia River George begleitet und ich glaube sie werden nicht das letzte Mal in den USA gewesen sein, es hat den drei hier sehr gut gefallen. Danke nochmal an dieser Stelle für den kurzen aber schönen Besuch von euch.
    Meine Freunde Wicky und Matthias aus Erfurt auf ihrer Hochzeitsreise durch die USA

Einige Freunde habe ich im Laufe der Zeit auch aus den Augen verloren aber dank Facebook dann doch wieder gefunden. Genauso wie alte Kameraden von der Bundeswehr, die ich zwar schon ein paar Jahre lang nicht mehr gesehen habe aber genau weiß, dass sie meinen Blog verfolgen. Und wie es immer so schön heißt, man sieht sich immer zweimal im Leben, und egal wo das auch immer das sein mag, ich freue mich darauf zu erfahren was ihr so erlebt habt. Aber auch meine Freunde hier in Amerika, die ich im Laufe der Zeit geschlossen habe stehe ich eng in Kontakt. So hatte mich zum Beispiel Tim, mein alter Hubschrauberausbilder zu seiner Hochzeit hier in Portland eingeladen. Besser gesagt ich war einer seiner Trauzeugen, was sehr interessant war, denn ich hatte keine Ahnung was ein Trauzeuge so ausmacht. Zum Glück war ich aber nicht der einzige, denn die anderen zwei Trauzeugen hatten auch keinen Plan.
 Die Hochzeit war ein Mix aus italienischer, deutscher und amerikanischer Kultur. Alessandra, die Braut stammt ursprünglich aus Italien, Tim ist deutscher und das ganze fand in Amerika statt. Es war sehr lustig und etwas chaotisch aber letztendlich hat es dem Brautpaar sehr gefallen und alles lief so wie sie es sich vorgestellt hatten, was ja die Hauptsache war. 
 Das glückliche Brautpaar, Alessandra aund Tim

In meinen diesjährigen vier wöchigen Deutschland Urlaub über Weihnachten und Neuhjahr werde ich natürlich versuchen, alle Verwandten und so viele Freunde wie möglich zu besuchen. Was nicht immer leicht ist alles unter einen Hut zu kriegen, jeder kennt das man kann sich halt nicht zerteieln. Aber Freundschaft kennt keine Grenzen und nicht vergessen, Zeit hat man nicht. Zeit nimmt man sich...!  
An dieser Stelle, vielen Dank an alle meine Freunde und Bekannten die mich kennen. Danke, dass es euch gibt! 

 
Sonnenuntergang über dem Flughafen hier in Troutdale

 
Ausbildungstechnisch stecke ich momentan in der Instrumentenflugausbildung, die ein Teil der Berufspilotenausbildung ist, aber dazu mehr im nächsten Blog-Eintrag.

 Viel Spaß beim Lesen, mit den Bildern und bis bald.
  Oregon und Washington von oben

   Der Ort Hood River aus 8500 Fuß höhe

Sonntag, 5. Juli 2015

Wo ist die Zeit nur geblieben?

Ja, wo ist die Zeit nur hin? Ich sage es euch, sie ist vergangen wie im Fluge. Denn kaum zu glauben, ich bin nun schon ein ganzes Jahr lang hier in den Staaten und feiere mein 1 jähriges Dasein. Ich kann mich noch ganz genau an den Tag zurück erinnern, an dem ich am Frankfurter Flughafen mit meinen zwei Koffern und einem Rucksack stand und auf meinen Flug in die USA gewartet habe und ich so ziemlich null Ahnung hatte, was mich hier genau in der Flugschule erwarten würde.

Heute, ein Jahr später, kann ich mit ruhigen Gewissen sagen, dass ich für mich alles richtig gemacht habe. Auch wenn meine Privatpiloten-Ausbildung für Hubschrauber alles andere als Reibungslos verlief, ich mehr Geld dafür ausgegeben habe als ursprünglich geplant und letztendlich sogar meinem Ausbilder Tim den Job hier kostete, bereue ich keinen einzigen Tag der Ausbildung hier im Nordwesten der USA.
Aber immer schön der Reihe nach.

Wie ich im letzten Blog schon erwähnt habe, wurde ja mein Prüfungsflug, im Englischen „check ride“, über Nacht verschoben. Grund dafür war, dass die Flugschule festgestellt hat, dass mit meinem Ausbildungsordner, der für jeden Flugschüler angelegt wird, etwas nicht stimmte. Und zwar hatte ich mit meinem Ausbilder Tim im November 2014 festgestellt, dass mir noch Solo-Flugzeit mit 3 Starts und Landungen fehlt.
So erkundigte sich Tim, ob es möglich wäre diese Solo-Flugstunden mit mir an einem Flughafen zu absolvieren, weil in Troutdale das Wetter zu schlecht war und bekam auch die Freigabe dafür. Nun war es aber so, dass es im November schon bei Zeiten Dunkel wird. Ich bin dann nach meiner letzten Solo-Landung auf dem Weg von der Landebahn wieder zurück zum Abholpunkt etwas in die Abenddämmerung hinein gekommen. So dass es deswegen dann ein Tag vor meinem check ride richtigen Ärger für Tim gab und er sogar in der Flugschule Rapport ablegen musste.
Er hat den Fehler natürlich zugegeben aber die Flugschule hat nicht mit sich reden lassen und Tim noch am selben Tag gefeuert. Aber er hat jetzt einen guten Job als Fluglehrer in Florida gefunden und es gefällt ihm richtig gut dort. Ich habe in ihm einen guten Freund gefunden und wir bleiben weiterhin in Kontakt und besuchen uns auch gegenseitig, auch wenn er jetzt an der Ostküste ist und ich hier nach wie vor an der Westküste der USA meine Ausbildung fortsetze. Aber zurück zu den guten und schönen Neuigkeiten.

Genau eine Woche nach dem geplatzten check ride, konnte ich endlich den finalen check ride machen und habe ihn auch mit Bravour bestanden. Drei Wochen später, nachdem der ganze Papierkram für die Flugzeugausbildung erledigt war, saß ich dann auch schon in der Cessna 152 und startete meine Ausbildung zum Privatpiloten für Flugzeuge. Und da die Theorie für Flugzeuge zu 90% die selbe ist wie für Hubschrauber habe ich vom Chef-Ausbilder auch so genannte „credits“ bekommen, dass heißt bestimmte Theoriethemen muss ich nicht erneut lernen bzw. wiederholen. Klar muss ich die Sachen auf Tasche haben aber das erspart mir natürlich Geld und auch Zeit, dass ist auch zum einen der Grund warum ich echt gute und auch schnelle Fortschritte während der Ausbildung mache.

Das ist sie, die lang ersehnte Privatpilotenlizens für Hubschrauber
 
Zum zweiten interessiert mich Flugzeug fliegen einfach viel mehr als mich damals Hubschrauber fliegen interessiert hat, so dass mir die ganze Ausbildung erheblich leichter fällt. Was auch für mich die beste Entscheidung war, zur Flugzeugausbildung zu wechseln. Ich liebe es einfach jeden Tag aufs Neue ins Flugzeug einzusteigen und voller Begeisterung zu fliegen bzw. zu fliegen lernen.
Mit meinem Ausbilder James habe ich auch einen sehr guten und auch motivierten Ausbilder gefunden, so fällt es ihm leichter mich auszubilden, weil er weiß und sieht das ich motiviert und auch vorbereitet bin. Ich lerne so auch erheblich schneller, weil ich eben weiß, dass auch ihm viel daran liegt, mich als guten Piloten auszubilden. Was leider hier an der Flugschule nicht selbstverständlich ist, meine Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Ausbilder nur ihre Flugstunden zusammen bekommen wollen und der Flugschüler nur Mittel zum Zweck ist. Deshalb kann ich nur jedem raten, egal in welcher Ausbildung Ihr auch stecken mögt, wenn Ihr mit eurem Ausbilder nicht zufrieden seid, sprecht mit ihm darüber, und wechselt wenn nötig bzw. möglich. Denn ein guter und motivierter Ausbilder, der auch gewollt ist dem Schüler etwas beizubringen, ist die halbe Miete und erleichtert einfach alles.
Da mir die Flugausbildung so leicht von der Hand geht befinde ich mich auch schon in Flugstunde 20 von 35 und hatte schon meinen ersten Zwischentest von insgesamt 3 in der Flugzeugausbildung zum Privatpiloten, hier genannt „stage check“, bestanden und flog auch schon Solo im Flugzeug und stehe so kurz vor dem 2. stage check, der mir dann erlaubt, allein den Überlandflug zu bestreiten, und so den 3. und letzten Part der Ausbildung zu beginnen.
 
      

Über den Wolken...

So sieht das Cockpit der Cessna 152 aus


 Mein Ausbilder James gratulierte mir nach meinen ersten Solo Flug


Was ich gern nochmal loswerden möchte ist, warum viele Leute ihr Leben träumen, anstatt ihre Träume zu leben. Es ist aus meiner Sicht nicht der Finanzielle Aspekt der viele davon abhält, sondern einfach die Angst vor dem ungewissen, dem Verlassen der Komfortzone und dem eventuellen Versagen.
Niemand kann voraussagen, wo er in den nächsten Jahren sein wird oder ob er noch in demselben Job arbeiten wird. Als ich vor 2 Jahren den Entschluss fasste oder besser gesagt ernsthaft überlegte, ob ich es wagen sollte diesen Schritt zu gehen, wurde mir eines klar, wenn ich diesen Schritt jetzt nicht machen würde, dann nie. Für mich war dies eine günstige Zeit, ich sage bewusst „günstig“ denn den perfekten Zeitpunkt oder Moment für solche Entscheidungen gibt es nicht, beruflich stand ich nach der Meisterausbildung eh vor einem Neuanfang, also hatte ich nichts zu verlieren und wagte die Reise ins ungewisse.
Dabei das ist es genau das, woran man wächst und reift, sich selbst den Herausforderungen zu stellen und mit den Umständen zurechtzukommen. Umso stolzer kann man auf sich selbst sein, Ziele auch wenn es nur kleine sind, erreicht zu haben. Wichtig finde ich ist es, wenigstens zu versuchen seine Ziele zu erreichen, denn wenn man dann doch aus welchen Gründen auch immer scheitern sollte, kann man sich selbst mit erhobenem Haupt im Spiegel betrachten und sagen, es wenigstens versucht zu haben.
Der wichtigste Aspekt ist aber, daraus vieles gelernt zu haben, was man in Zukunft verbessern bzw. ändern kann. Rückschläge sollten einen aber nicht entmutigen, sondern eher als Herausforderung gesehen werden. Wie ich schon im letzten Blogbeitrag erwähnte, stehen Sieger da auf, wo Verlierer liegen bleiben. Es gibt viele berühmte Leute die gute Beispiele dafür sind, wie z.B. Arnold Schwarzenegger. Der zu Beginn seiner Bodybuilder Karriere in Österreich regelrecht ausgelacht und verspottet wurde. Er blieb trotzdem Zielstrebig und Ehrgeizig, er wurde mehrfach Mr. Universum und Mr. Olympia, und erreichte letztendlich durch seine Zielstrebigkeit alles was er wollte.
Guckt euch eure Vorbilder an und ihr werdet sehen, dass auch diese Höhen und Tiefen in ihrem Leben hatten aber trotzdem nicht aufgaben ihr Ziel zu verwirklichen. Ich selbst weiß, dass meine Zeit hier in den USA schon wegen dem Visum her begrenzt ist, von daher genieße ich jeden Augenblick den ich hier sein darf und freue mich auf das was kommt, egal wo dies sein wird. Ich vertraue mir selbst und setze voll und ganz auf meine Fähigkeiten!


In diesem Sinne lebt eure Träume und verwirklicht sie! Viel Spaß mit den Bildern und bis bald. :-)


Portland von oben



Überflug über den Flughafen, Portland International




 4. Juli, Unabhängigkeitstag in Amerika, Barbecue mit Freunden


Dienstag, 5. Mai 2015

Hurra Hurra, meine Lizenz ist fast da


Auch die Vögel zwitschern es schon von den Dächern, nach einem sehr milden Winter, ohne Eis und Schnee, hier im Nordwesten Oregons, startete der Frühling schon Ende Februar. Die Zeit vergeht echt wie im Fluge, alles blüht und grünt prächtig und schon haben wir Anfang Mai.
 Wahnsinn, dass schon wieder fast ein halbes Jahr vorbei ist. Eigentlich wollte ich euch hier mit diesem Blog stolz verkünden, dass ich die Hubschrauberprivatpilotenlizens in der Tasche habe, aber dazu später mehr.
 So sah es Anfang Februar im Wood Village Park aus

Im ersten Blog-Eintrag erwähnte ich bereits, dass ich euch davon berichten werde, wie es hier in den USA abläuft, um eine American driver license zu bekommen. Eigentlich war mein Entschluss mir Ende des letzten Jahres kein Auto zu kaufen, aber da sah ich die ganze Sache hier auch noch mit anderen Augen und wollte mit der Pilotenausbildung nur so schnell wie möglich fertig werden. Aber auch dazu später etwas mehr.

Für uns Deutsche ist es in den USA relativ einfach die American driver license zu erhalten, man muss nur einen Ankreuz-Frage-Bogen mit 35 Fragen am Computer beantworten, wobei man lediglich 28 Fragen richtig beantworten muss. Es ist jeweils nur eine Antwort richtig und wenn die 28 Fragen richtig beantwortet sind, stoppt das Programm automatisch. Der Vorteil von uns Deutschen ist auch, dass wir, wenn wir schon einen deutschen Führerschein haben, keinen praktischen Fahr-Test mehr machen brauchen. Mit dem Deutschen Führerschein darf man in den USA maximal ein halbes Jahr lang Auto fahren, aber schon mit der amerikanischen Versicherung gibt es damit Probleme, denn sie akzeptieren nur den amerikanischen Führerschein.
 Ich hatte es versucht, nachdem ich mir ein Auto gekauft hatte, dieses zu versichern, aber ohne amerikanischen Führerschein keine Chance. Also stürzte ich mich in das Abenteuer American driver license. Eigentlich ganz einfach sollte man meinen, doch Pustekuchen! Aber alles der Reihe nach.
Als erstes besorgte ich mir das „Oregon Driver Manual“ (Fahrschulbuch mit allen Verkehrsregeln in Oregon), was es kostenlos in digitaler Form auf der DMV (Kfz-Zulassungsstelle) Internetseite oder in Papierform, welches direkt bei der DMV kostenlos ausliegt. Ich holte mir es in Papierform, da ich gern was zum Nachschlagen in der Hand habe. Also begann ich mir das 120 seitige Büchlein durchzulesen, insgesamt las ich es 3-mal durch. Und da ich ja mein Auto auch schon bezahlt hatte, nur noch nicht abholen konnte, weil auch der Verkäufer den amerikanischen Führerschein sehen wollte, wagte ich mich an den theoretischen Test, wo man mit 5 anderen Leuten (bzw. 16 jährigen) in einem kleinen Raum vor dem Computer sitzt.
 Ich rauschte natürlich mit Ach und Krach durch den Test, weil ich mit deutschem logischem Verständnis bei manchen Fragen nicht weiterkam. Denn es gibt etliche Straßenverkehrsregeln, die es in Deutschland einfach nicht gibt. Naja, für 5 USD, die jeder theoretische Test kostet, kann man schon mal durchfallen dachte ich mir. So bekam ich einen kleinen gelben Zettel und durfte es erst am nächsten Tag erneut versuchen. Ich radelte also zwei Meilen wieder nach Hause und nahm mir das Büchlein noch einmal vor. Am nächsten Tag nahm ich mir fest vor, weiter als bis zur Frage 13 zu kommen. Aber erneut fiel ich durch und scheiterte diesmal an Frage 27, die wie folgt lautete. „Sie fahren eine Straße entlang und vor Ihnen sitzt ein Mann auf einem Pferd, der seinen linken Arm hebt. Was bedeutet dies?“
So dazu muss ich kurz erwähnen, dass es bedeutet wenn jemand den linken Arm anwinkelt, dieser nach „Rechts“ abbiegen möchte, demzufolge streckt man den linken Arm gerade aus, möchte man „Links“ abbiegen zu mindestens wenn man in einem Fahrzeug sitzt. Also dachte ich, rein logisch, der Mann auf dem Pferd wolle abbiegen und kreuzte diese Antwort von 4 möglichen Antworten an. FALSCH, denn dies bedeutet, dass das Pferd sehr aufgeregt ist und sich jeder Zeit erschrecken könnte und man solle doch, sinngemäß, das Auto am besten auf Händen an dem Pferd vorbei tragen. Naja, die Frage muss ich wohl im Büchlein überlesen haben, egal durchgefallen ist durchgefallen.
 Und so bekam ich wieder einen tollen gelben Zettel. Da ich ja nun mittlerweile fast alle Fragen auswendig konnte, bestand ich dann am nächsten Tag endlich den amerikanischen Führerschein, der in den USA übrigens gleichzeitig der Personalausweis ist. Überglücklich radelte ich weiter zur Versicherung um das Auto endlich anzumelden. Dort dauerte es auch nochmal knapp 2 Stunden um den Papierkram zu erledigen. Die Versicherung erkannte sogar das Schreiben, über den Nachweis der Schadensfreiheitsklasse, von meiner alten deutschen Versicherung an, sodass ich Vergünstigungen bekam.
 Nachdem dies auch erledigt war setzte ich mich in den Bus nach Portland um mein Auto abzuholen. Und fuhr dann glücklich und um eine Erfahrung reicher nach Hause und war von nun an mobil und nicht mehr auf Bus und Bahn angewiesen.
 Viele Fragen sich natürlich was ich mir für ein Auto, im Land der V-8 Boliden, gekauft habe? Nein, keinen 5,7 l V-8 Dodge Ram oder so, sondern einen alten relativ sparsamen Volvo V70 Kombi. Den habe ich auch nicht beim Wald- und Wiesenhändler gekauft sondern von einer Hilfsorganisation der „Portland Rescue Mission“, wo man sein altes Auto spenden kann, dieses wird dann durchgecheckt und fahrtüchtig gemacht und der Erlös des Verkaufes geht an Obdachlose. 
Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Verkehrsregeln, was in dem einem erlaubt ist,
ist vielleicht in einem anderen Bundesstaat verboten


Nochmal kurz zurück zur amerikanischen Führerscheinprüfung, denn auch die praktischen Fahrprüfung zumindest für Internationale Leute mit gültigem Führerschein, scheint ein Witz zu sein. Wie mir ein Isländer und Norweger berichteten, braucht man nur zweimal um den Block zu fahren, in eine übergroße Parklücke einparken und das war es dann auch schon. Was noch zu erwähnen ist, dass mein deutscher Führerschein eingezogen wurde und nach Deutschland versandt wurde. Den kann ich mir dann, wenn ich wieder länger als ein halbes Jahr am Stück in Deutschland bin, abholen. Sowohl wie hier kann ich auch in Deutschland ein halbes Jahr mit dem amerikanischen Führerschein Auto fahren. Was ich allerdings sehr erschreckend und auch ein wenig traurig finde ist, dass es keinen Erste-Hilfe-Kurs für Fahrschüler gibt und auch dieser nicht verlangt wird. Ich habe mir auf jeden Fall einen Erste-Hilfe-Kasten ins Auto gepackt. ☺
Das ist er, meine Amerikanische Hämorrhoiden-Schaukel

Wie ich schon im zweiten Abschnitt erwähnt habe, wollte ich letztes Jahr mit der Pilotenausbildung nur noch so schnell wie möglich fertig werden. Als ich über Weihnachten und Neujahr dann in Deutschland Urlaub machte, stellte ich mir selbst die Frage nach dem Warum. Denn ich fühlte mich in meiner Haut nicht mehr so richtig wohl und war auch nicht sonderlich glücklich mit mir selbst. In dieser Zeit redete ich viel mit meiner Schwester darüber, sie half mir dann zu der Erkenntnis, dass es sich alles nur in unseren Köpfen abspielt, ob wir glücklich oder eben unglücklich sind.
 So verstand ich u.a., mich schon über kleine Dinge im Leben zu erfreuen und die Zeit, die ich hier in den USA verbringen darf, als Geschenk anzusehen und jede Minute zu genießen. Denn ich verwirkliche mir hier meinen Kindheitstraum.
 Ich begann weiterhin sehr viele Bücher über Intuition, Psychologie, NLP, Persönlichkeitsentwicklung und Selbstheilung zu lesen und erfahre so jeden Tag mehr und mehr über die Kraft der Gedanken und deren Auswirkungen. Ich arbeite jetzt viel mit Affirmationen und Meditation, und mir ging es noch nie besser als jetzt, obwohl ich weiß dass ich in diesen Bereichen nur an der Oberfläche kratze.
 So schnell kann sich einiges ändern.
 Denn alles beginnt und endet in unserem Kopf und wie Thorsten Havener schon in seinen Büchern so schön erklärt hat: „Der Körper folgt immer dem Geist“! Und nur wer sich dessen bewusst ist, kann alles erreichen im Leben. Manche Leute müssen erst sehr tief fallen um sich dessen Bewusst zu werden, aber es ist nie zu spät für Veränderungen!
An dieser Stelle möchte ich ein klein wenig Werbung für die Facebook- und Internetseite „REGENBOGENGRÜN“ meiner Schwester machen. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu helfen, Leute die sich nicht wohl in ihrer Haut fühlen und ihr eigenes Leben wieder selbst in die Hand nehmen und glücklicher werden wollen, so wie ich. Denn jeder ist seines Glückes Schmied! Das ist meine persönliche Meinung und Einstellung.

Warum erzähle ich hier das, werden sich jetzt viele fragen? Und was hat Spirituelles und Bewusstseinsveränderung mit meinem Auslandstagebuch zu tun? Ganz einfach, weil es jetzt ein Teil von mir ist und ich jeden Tag mit Begeisterung lerne, neues Wissen sozusagen wie ein Schwamm aufsauge. 
Im leben passieren so viele Dinge, die wir gar nicht richtig mitbekommen, bzw. gibt es so viel zu entdecken!
 Letztes Jahr war meine Einstellung noch so, dass ich dachte, mit dem lernen muss doch mal Schluss sein. Und habe es deshalb auch als notwendiges Übel angesehen. Dazu kommt noch die Erkenntnis, die ich auch erst seit kurzem habe, dass man mir das Lernen an sich in der Schule falsch bzw. nicht Gehirn gerecht beigebracht hat. Gerade im Bezug auf Sprachen lernen, in meinem Fall das Englisch, was mir hier auch immer wieder in der Vergangenheit auf die Füße gefallen ist. Bis ich vor kurzem im Internet auf Vera F. Birkenbihl gestoßen bin, die gute Frau ist leider 2011 schon verstorben, sie war aber ihrer Zeit, mit ihrem Denkmuster, mehr als voraus und hat etliche Seminare und Vorträge zum Thema „Gehirn gerechtes Lernen“ und andere spannende Themen gehalten. Guckt euch ihre Vorträge an und ich wisst was ich meine. So lerne ich Englisch und andere Dinge ab sofort „Gehirn gerecht“ und nach der Birkenbihl-Methode. Und das Lernen macht mir wieder sehr viel Spaß und ist total spannend. 

Wieder zurück zur Fliegerei, was ja mein Hauptgrund ist und warum ich überhaupt in den USA bin.
 Mitte Januar kam ich aus dem Deutschlandurlaub hierher zurück und stieg nach einer Eingewöhnungswoche wieder in den Hubschrauber ein. Hastete mich aber nicht mehr so ab wie noch letztes Jahr und ging die Pilotenausbildung etwas ruhiger an. 
In dieser Zeit las ich auch enorm viel und verstand für mich selbst, dass die Hubschrauberpilotenausbildung nur ein Puzzleteil zu meinem eigentlichen Ziel ist. Ich absolvierte die weiteren erforderlichen Flugstunden bis zum Stage 2 check (was der letzte interne praktische und theoretische Test ist), bevor man zur richtigen Prüfung zugelassen wird. Mein Unterbewusstsein wusste nämlich schon längst, dass ich Flugzeug fliegen lernen soll und nicht Hubschrauber, tatdaa.
Wie ich zu dieser Erkenntnis kam, dazu muss ich euch eine kleine Geschichte erzählen. Ich wurde plötzlich krank, es war zwar nur eine normale Erkältung, nur dachte ich, dass ich mich nur etwas verkühlt hätte. Aber wie ich ja gelernt habe, passiert nichts ohne Grund. Und ich bin auch der festen Überzeugung, dass der eigene Körper durch Krankheit oder Unfall dem bewussten Verstand etwas sagen will. Aber das war mir, als ich anfing krank zu werden, noch nicht bewusst. Als ich dann so richtig flach lag, schnitt ich mir auch noch beim Mittagessenkochen tief in den Daumen. So dachte ich, dass ich besser aufpassen solle, wusste aber noch nicht auf was.
 Am Abend lag ich dann im Bett und träumte so vor mich hin, ich träumte komischer Weise die ganze Zeit vom Flugzeugfliegen und mich als Piloten. Plötzlich wurde ich hellwach, und ließ mir die Flugzeugträume nochmal durch den Kopf gehen und fragte mich ernsthaft, ob ich echt Flugzeug fliegen soll. Auf einmal durchzog mich eine angenehme wohlige Wärme durch den ganzen Körper, als Antwort dass ich verstand was mir mein Unterbewusstsein zu verstehen gegeben hatte (klingt kurios, war aber so).
 Seit diesem Moment an war mir klar, dass Flugzeug fliegen das richtige für mich ist. Das erstaunliche ist auch, dass ich innerhalb von 2 Tagen wieder gesund war. Nun ist es natürlich sehr dumm, wenn ich die Hubschrauberausbildung kurz vor dem Ende abbreche, also beschloss ich die private Hubschrauberpilotenausbildung noch abzuschließen und wechsele dann zum Flugzeug. Das heißt zwar im Prinzip wieder bei Null anzufangen, aber der theoretische Stoff ist fast derselbe und auch die gesammelten Flugstunden werden mit angerechnet, sodass ich da im Vorteil gegenüber anderen bin. Und ab und zu, wenn ich Lust habe fliege ich halt mal wieder Hubschrauber.
 Flugzeug fliegen zu können öffnet natürlich weitere Türen und insgesamt wird auf der ganzen Welt mehr Flugzeug geflogen als Hubschrauber, von daher sieht es arbeitstechnisch nicht schlecht aus (Als Hubschrauberpilot hat man hier kaum Chancen).
 Nichts im leben ist umsonst, immer vom kleinen zum Großen, ausgebildet zum Flugzeugpiloten werde ich Hauptsächlich auf der Cessna 152, 162 und 172. Was alle kleine einmotorige Flugzeuge sind, erst die Erweiterung, das sogenannte „rating“, für zweimotorige oder sogar Turbinen betriebene Flugzeuge findet verständlicherweise dann auf großen Flugzeugen statt. 
Links die Cessna 152 (2 Sitze) und Rechts Cessna 172 (4 Sitze)


 
Aber warum habe ich bis jetzt noch keine Lizenz? Tja, dazu kann ich nur sagen, dass die Mühlen gegen mich arbeiten bzw. mir so ziemlich jeder Stein in den Weg gelegt wird. Zum Beispiel wurde mein letzter Prüfungstermin kurzfristig abgesagt, weil es Unstimmigkeiten in meinen Schulunterlagen gab. Aber davon lasse ich mich nicht entmutigen, weil ich weiß, dass ich eines Tages darüber lachen werde. Denn Sieger stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben!

Ich halte euch weiter auf dem laufenden, mein Abenteuer Amerika ist noch lange nicht zu Ende. Viel Spaß beim Lesen, mit den Bildern und bis bald. ☺ 

 Die Amerikaner sind verrückt, ein typischer Garten zu Ostern


  Hier war ich ünterwegs im Sandy River Delta
Das Wandern ist des Müllers Lust... so auch meine... eins sein mit der Natur!


und hier war ich  im Lewis & Clark Park
Im Wald ist man nie allein

 Abends bin ich gern mit Freunden in der Stadt unterwgs zum Essen, Karaoke-Singen oder zum Tanzen
und Tagsüber, wenn es die Zeit zulässt, an der frischen Luft.
So wie hier beim Slacklinen im Wood Village Park.



 Unendliche Weiten
Columbia River Gorge im Frühling

Mittwoch, 14. Januar 2015

Neues Jahr - neues Glück



Es ist ein bisschen Zeit vergangen seit dem letzten Blog-Eintrag und wir haben mittlerweile schon Anfang Januar. Wow, wer hätte das gedacht, nun bin ich schon gut 6 Monate in Amerika und es ist in dieser Zeit hier eine Menge passiert.
Mittlerweile habe ich nun schon über 80 Flugstunden gesammelt und stehe kurz vor meinem Stage 2 check, mit dem sich die Flugschule hier absichert, dass man auch alles verstanden hat und im Flug anwenden kann, bevor man zum sogenannten „check ride“, also der theoretischen und praktischen Prüfung mit einem Prüfer der FAA (Federal Aviation Administration), zugelassen wird. Wahrscheinlich rollt jeder, der „über 80 Flugstunden“ hört, erstmal mit den Augen und kann kaum glauben, dass ich mit der Privatpilotenlizenz noch nicht fertig bin. Aber: Manche Leute brauchen eben etwas mehr und andere weniger Flugstunden. Man könnte es mit Autofahren vergleichen: Einige Menschen verstehen es gleich, dass sie an einem „Stop“-Schild anzuhalten haben und andere, brauchen dafür ein paar Fahrstunden mehr und dann gibt es noch die unbelehrbaren, wie die Amerikaner, die es offenbar nie begreifen, dass „STOP“ auch Stopp bedeutet und nicht „fahr weiter“! Wenn ich von jedem Amerikaner 10 USD für jedes überfahrene STOPP-Schild bekommen würde, wäre ich wahrscheinlich schon reicher als Bill Gates! Aber selbst die Police officer halten sich nicht daran, sie gehen als schlechtes Beispiel voran, aber so sind sie halt, die Amerikaner, Hauptsache einen dicken Pick-up Truck fahren. Frei nach dem Motto: „Breit fahren, schmal denken!“ :-)
Das ich die Statistik sprenge, liegt in meinem Fall wohl eher daran, dass ich Anfang meiner Ausbildung hier einen schlechten Fluglehrer hatte. So musste mich dann mein neuer Fluglehrer Tim, bei dem ich seit August bin, erst einmal etwas „umpolen“ und mir das Hubschrauberfliegen richtig beibringen, was natürlich nicht mit 3 Flugstunden erledigt war. Dazu kommt dann noch, dass ich ja nicht der einzige Flugschüler von Tim bin. Wie ihr euch denken könnt, hat er noch 3, 4 andere Studenten, sonst würde er ja verhungern. Denn alle internationalen Fluglehrer sind nur in Teilzeit angestellt, dass heißt: Es verdient nur der Geld, der auch mit uns Fliegt oder die mit uns Theorie macht. Was ich persönlich sehr traurig finde, Teilzeit angestellt zu sein heißt nämlich auch sich selbst versichern zu müssen, was eine ganze Menge Kosten verursacht. Der einzige Vorteil aus meiner Sicht ist der, dass die Flugstunden die der Student fliegt, der Ausbilder auch auf sich schreiben kann, und so wichtige Erfahrungen sammelt. Eigentlich der Hauptgrund warum so viele Leute die Ausbildung in den USA machen, wenn man denn einen Job als Fluglehrer bekommt.
Fluglehrer war von Anfang an nicht mein oberstes Ziel und stellt für mich nur eine Option dar, meine Devise lautet:  alles „step by step“! Erst einmal die Privat- und dann die Berufspilotenlizenz zu machen und dann weiter zu sehen, um mich am Markt zu profilieren.
Das Wetter war auch nicht immer auf meiner Seite und es gab drei, vier Wochen wo das Fliegen wegen starkem Wind und Eisregen unmöglich war. Was mich doch schon sehr deprimiert hat, da ich jemand bin der im Fliegen am Ball bleiben muss um vorwärts zu kommen. Auf jeden Fall kann ich jetzt aus tiefster Überzeugung von mir behaupten, dass ich den Hubschrauber sicher beherrsche und auf dem besten Weg bin ein guter Pilot zu werden.

Noch ein wenig zu meiner Wohnsituation. Den ersten Monat wohnte ich noch ganz allein im Apartment und habe mich damit auch ganz gut arrangiert. Ende Juli erfuhr ich, dass ich einen italienischen Mitbewohner bekommen würde, der für drei Wochen bleiben soll und nur zum Flugstundenaufbau kommt. Cool, dachte ich,  jeden Tag Pasta und Pizza, das wird bestimmt lustig, aber Pustekuchen! Denn mein neuer Mitbewohner war kein Italiener sondern ein Schweizer. In Geografie haben die Amerikaner anscheinend auch nicht so gut aufgepasst. Egal, wir haben uns jedenfalls auf Anhieb gut verstanden. Er kam zwar aus dem französisch sprechenden Teil der Schweiz, konnte aber sehr gut Deutsch sprechen, was die Verständigung natürlich erheblich erleichterte. Die erste Woche war er ganz allein hier, in der zweiten Woche hat ihn dann ein Freund aus der Schweiz besucht, der nur für eine Woche blieb, mit dem ich mich auch sehr gut verstanden habe. Wir waren auch zu dritt im Japanischen Garten in Portland und haben uns die Gegend ein wenig angeschaut. In seiner dritten Woche besuchte ihn ein weiterer Freund aus der Schweiz, den ich von der ersten Sekunde an schon nicht leiden konnte. Man kennt das ja, entweder kann man jemanden „riechen“ oder eben nicht. Seit September habe ich eine neue Mitbewohnerin, Renate, die schon etwas älter als ich ist und ursprünglich aus Österreich stammt aber in der Schweiz lebt. Mit ihr versteh ich mich auch sehr gut.

Noch kurz eine andere Geschichte. Da es mit der Flugschule hier für mich nicht gerade gut angefangen hat und ich auch zwischendurch ein paar schulische Rückschläge einstecken musste, spielte ich mit dem Gedanken, die Flugschule hier in Oregon zu verlassen und wo anders die Pilotenausbildung fortzusetzen. Ich mag die Sonne und das Meer so sehr, dass ich mich kurzer Hand dazu entschlossen hatte, nach meiner Privatpilotenlizenz hier die Zelte abzubrechen und auf Hawaii die Ausbildung zu beenden. So war der Plan und ich war fest überzeugt, dass auf Hawaii alles besser werden würde, obwohl mir mein deutscher Fluglehrer Tim erzählt hat, dass auch schon Flugschüler von dort wieder zurück zu Hillsboro Aviation gekommen sind. Das wollte ich aber nicht wahr haben und habe diese Information irgendwo hinten in meinem Kopf verdrängt. Um alles in Sack und Tüten zu wissen, kontaktierte ich auch gleich die neue Flugschule auf Hawaii und erkundigte mich über die benötigten Papiere, um einen reibungslosen Übergang zu schaffen. Ich habe dann aber den Rat bekommen, mir doch lieber erst einmal die Flugschule auf Hawaii persönlich anzuschauen, damit ich nicht wieder auf die Nase falle, falls die Flugschule dort nicht so das Gelbe vom Ei sein sollte. So überlegte ich mehrere Stunden hin und her. Die Worte von Tim fielen mir plötzlich auch wieder ein. Was tun? Alle Zelte abbrechen und meine neu gewonnenen Freunde verlassen für etwas, wo ich mir nicht mehr sicher war, dass es dort besser sein würde? Nach reiflicher Überlegung fasste ich dann endgültig den Endschluss die Pilotenausbildung doch bei Hillsboro Aviation im Bundesstaat Oregon zu Ende zu bringen. Die Flugschule hat zwar ihre Fehler, aber mit denen weiß ich mittlerweile ganz gut umzugehen und ich weiß auch, was ich hier erwarten kann und was nicht. Man kennt eben seine Pappenheimer! Außerdem wäre mir der Abschied sehr schwer gefallen, denn gute Freunde zu finden ist schwer und ich habe es hier am anderen Ende der Welt geschafft. Sowas wirft man nicht einfach weg. Deshalb bleibt momentan erst einmal alles wie es ist. Im Nachhinein wären mir die ganze Ausbildung und der Lebensunterhalt auf Hawaii doch erheblich teurer gekommen als hier in Oregon, wo es eben keine Mehrwertsteuer gibt. Das Geld, was ich so spare, kann ich jetzt für einen schönen Urlaub zum Tauchen auf Hawaii ausgeben.

Noch ein wenig zu meinen Leben neben der Flugausbildung, denn wie man sich denken kann, muss man auch mal irgendwie abschalten und den Kopf frei kriegen. Ich bin viel mit  meinem Ausbilder Tim und seinem Namensvetter, einem Schweizer, unterwegs. Wir gehen gemeinsam ins Fitnessstudio, was hier mit 10 USD pro Monat extrem günstig ist, fahren ab und zu mal nach Portland zum Shoppen oder Tanzen. Dabei haben wir viel Spaß! Zu Halloween sind wir gemeinsam mit einem Mietwagen für 3 Tage nach Corvellis, was 2 Stunden entfernt von Portland liegt, gefahren, weil wir zu einer typisch amerikanischen Hausparty (verschiedene Leute treffen sich in einem Haus, wo es Getränke aus roten Plastikbechern gibt und quatschen mit ein paar anderen Leuten, wie im Film) eingeladen waren. Danach ging es weiter zu einer halloweentypischen Kostümparty in einem Club. Ein Kostüm zu finden, war easy, Flightsuit an (großer Strampler für Piloten), Kostüm fertig. Übrigens, das Lieblingskostüm der Amerikaner ist, sich als „Bayer“ mit Lederhosen oder Dirndl zu verkleiden, da stehen sie total drauf.
Am nächsten Morgen gab es dann ein typisches „American Breakfast“ und last but not least ging es am Abend noch zum College-Football Game mit ca. 40.000 anderen Leuten, Oregon State Beavers versus California Bears. Schon erstaunlich, dass zu einem College-Football Game schon allein knapp 40.000 Zuschauer kommen, für 30 USD war die Karte auch recht erschwinglich. Was mich vor allem sehr überrascht hat, war, dass es keine Ausschreitungen, Randale oder sonst der gleichen gab. Es wurde auch kein Alkohol ausgeschenkt, was vielleicht auch seinen Teil dazu beigetragen hat, mir hat es im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Tim (der andere) hatte mir nebenbei auch die Spielregeln erklärt, so dass ich ein bisschen Durchblick hatte und einigermaßen wusste, was da eigentlich auf dem Spielfeld vor sich ging.

Mein Ziel war es eigentlich, bis Ende des Jahres mit der Privatpilotenausbildung hier fertig zu werden. Doch die tolle Flugschule bekommt es irgendwie nicht gebacken, für die bereiten Flugschüler zeitnah einen FAA Prüfer zu organisieren, sodass ich erst im diesem Jahr meine Privatpilotenausbildung beenden und dann endlich mit der weiterführenden Berufspilotenausbildung beginnen kann. Zu dem kommt noch, dass sich Hillsboro Aviation Inc. umorganisiert hat. Heißt, alles was bei Hillsboro Aviation mit Flugausbildung zu tun hat nennt sich ab sofort „Hillsboro Aero Academy“ und der Vorsitzende versicherte uns in einem Meeting, dass sich alles zum Besseren wenden wird. So bin ich, wie viele andere Flugschüler, ja mal gespannt, was sich wirklich zum Besseren verändert und werde berichten.

Weihnachten verbrachte ich übrigens in Deutschland! Mitte Dezember kam ich in der guten alten Heimat an und konnte das Fest mit der Familie zelebrieren. Es ist schön sämtliche Freunde und Familie wieder gesehen zu haben (in Erfurt war ich auch). Am 15.1.15 geht es zurück. Was danach kommt, erzähle ich euch beim nächsten Mal. :-)

Und hier noch ein paar Eindrücke von Seattle mit dem legendären „Space Needle“ und von der Pazifikküste Oregons. Viel Spaß beim Lesen und ich wünsche euch allen ein gesundes neues Jahr, bis bald!


Welcome to Seattle
Die Stadt mit dem berüchtigten Space Needle


          
 Der Hafen                 von Seattle


 Ausblick vom Space Needle



Der berühmte "Farmers Market" in Seattle, den man
sich auf jeden Fall nicht entgehen lassen sollte.



Westküste                  Oregons


Fluglehrer Tim, Tim und ich
Egla wie oder was man im Leben verändert, es ist immer ein Sprung ins Ungewisse.
So wie der Surfer, der die Welle sieht und mutig hinein springt.