…für
Dinge die einen wichtig sind. Um das Zitat von Andreas Franz
Himmelstoß fortzusetzen. Passend zur Überschrift dreht es sich in
diesem Blog-Eintrag neben meinen Erlebnissen als angehender
Berufspilot hier in den USA auch darum, um die Kommunikation mit
meiner Familie, Freunden und Verwandten, aber dazu später mehr.
Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen
Es
ist seit dem letzten Blog-Eintrag wieder etwas Zeit vergangen und
ich bin in meiner Pilotenausbildung ein ganzes Stück weiter gekommen. Seit
dem 04.09.2015 bin ich auch Privatpilot für einmotorige
Landflugzeuge. Die Ausbildung lief dieses Mal fast reibungslos und so
wie ich es mir vorgestellt habe, dank meinem Ausbilder James, der
mich voller Tatenkraft unterstützt hat.
Es lief alles nach Plan,
bis zur letzten Prüfung (check ride), da geriet ich an einen Prüfer
der es anscheinend nicht gelernt hat mit Menschen vernünftig
umzugehen. „Menschenführung 2000“ (wie wir es bei der Bundeswehr
genannt haben). Dazu muss ich kurz erklären wie so ein „check
ride“ normalerweise abläuft, wie bei den meisten Prüfungen gibt
es einen theoretischen und einen praktischen Teil. Nach dem alle
Formalitäten (Logbook check, ID-check, etc.) abgeschlossen sind,
beginnt die theoretische Prüfung, die alle Bereiche der Ausbildung
abdeckt. In der man meistens Situationsbedingte Fragen gestellt
bekommt, wie z.B.: „Sie sind Privatpilot und möchten einen Flug
mit einem Fluggerät antreten, was für Dokumente müssen Sie dabei
haben und welche Dokumente müssen im Fluggerät vorhanden sein?“
Diese Fragen muss man halt nach besten Wissen und Gewissen
beantworten.
Wenn die theoretische Prüfung für den Prüfer
zufriedenstellend war geht es nahtlos über in die praktische
Prüfung, zuvor wird noch einmal besprochen wer das Kommando über
das Fluggerät hat um Missverständnisse zu vermeiden. So ruhig und
besonnen wie sich der Prüfer in der Theorieprüfung verhielt, war er
im Flugzeug nicht mehr. Er schrie mich den ganzen Flug über an, ich
solle doch dies und das tun und das so wie er es für richtig hielt.
Dazu kam noch, dass an diesem Tag eine andere Landebahn offen war als
gewöhnlich (von der ich während der gesamten Ausbildung noch nicht
geflogen war), sodass ich diesen Prüfungsflug nicht bestanden hatte.
Im ersten Moment war ich natürlich ein wenig enttäuscht, im
Nachhinein zog ich für mich aber das positive aus der ganzen
Situation heraus und sagte mir, bei der nächsten Prüfung ist die
Situation wieder ganz anders und meine begangenen Fehler (mich
dermaßen ablenken zu lassen) werde ich arbeiten.
Als nächstes
stand dann ein Wiederholungsflug mit meinem Ausbilder an, da aber
James zu dem Zeitpunkt nicht mehr an der Flugschule war und er seinen
neuen Airline-Job in New York angetreten hatte, vollzog ich einen
Wiederholungsflug, in dem alle Sachen wiederholt werden müssen die
der Prüfer für angemessen hält, mit meinen neuen und jetzigen
Ausbilder Adrian. Danach war ich dann also bereit für den 2. Versuch
der praktischen Prüfung. Wieder mit demselben Prüfer stieg ich eine
Woche später erneut in das Flugzeug um den Prüfungsflug zu
bestreiten. Der Prüfer verhielt sich genauso wie beim ersten Mal, er
schrie mich wieder den ganzen Flug über lautstark an und ich solle
dies und jenes so und so tun. Und ich dachte oh je oh je, es geht
schon wieder los, ich blieb aber trotzdem ruhig und tat mein bestes.
Vom Vertrauen zu mir als angehenden Pilot keine Spur.
Natürlich
machte ich unter diesem Druck Fehler und so kam es, dass er mich
wieder durchfallen ließ. In einer Situation war ich sogar wie
erstarrt, eingefroren sozusagen und konnte nur noch geradeaus
fliegen, was der Prüfer in diesem Moment von mir wollte konnte ich
nicht ausführen. Erst ein paar Sekunden später realisierte ich was
er von mir wollte, angeblich hat mein Motor des Flugzeuges gebrannt.
Alles natürlich nur simuliert und als Pilot geht man in solch einer
Notsituation mit Hilfe von checklisten eben die erforderten Schritte,
Schritt für Schritt durch. Nach dem wir dann wieder gelandet waren,
bedauerte er zutiefst mir mitteilen zu müssen, dass ich wieder
durchgefallen sei und noch mehr üben muss. Ich dachte mir nur so,
dein Mitleid kannste getrost stecken lassen.
Zu diesem Zeitpunkt
stand für mich aber schon längst fest, den nächsten Prüfungsflug
nicht wieder mit demselben Prüfer zu absolvieren. So sprach ich auch
direkt nach dem Flug mit Paul, den Chef-Ausbilder hier in der
Flugschule und erklärte ihm meine Situation und wie der Prüfungsflug
von Statten ging.
Danach war ich voller Zuversicht, da ich mich
auf Paul zu 100% verlassen kann und so absolvierte ich erneut mit
Adrian einen Wiederholungsflug und bekam dann auch 5 Tage später
einen weiteren Termin für die Prüfung, diesmal mit Mary. Einer
älteren netten Dame, mit ihr hatte ich im Vorgespräch (warum und
wieso ich bis jetzt durchgefallen war) schon ein sehr gutes Gefühl
und wusste, dass ich diesmal die Prüfung auch bestehen werde. Und so
kam es auch, es war ein sehr angenehmer Prüfungsflug so wie er,
meiner Meinung nach und auch der von Mary, auch sein sollte. Denn
jeder weiß gut genug, dass man als Prüfling schon von vornherein
etwas angespannt ist, und wenn dann noch ein Prüfer kommt der einen
die ganze Zeit anschreit und zusätzlich unter Druck setzt, ist das
alles andere als hilfreich.
Als ich dann die provisorische
Pilotenlizenz für einmotorige Landflugzeuge in den Händen hielt,
war für mich eh der ganze Stress und Ärger der letzten zwei Wochen
mit dem anderen Prüfer vergessen und ich war nur noch glücklich und
zufrieden es geschafft zu haben. Frei nach dem Motto: „Ich verliere
nicht. Entweder ich gewinne oder ich lerne!“ Wenn man es ganz
genau und auch wörtlich nimmt habe ich Lehr-Geld bezahlt, so wie es
damals üblich war um ausgebildet zu werden und nur wer Fehler macht
kann auch daraus lernen.
Flughafen Walla Walla, im Bundesstaat Washington
Nach
der bestanden PPL für Landflugzeuge legte ich eine kleine aber feine
Auszeit ein. Ich fuhr einen Tag lang in die Wildnis, besser gesagt an
einen der für mich mit schönsten Orte hier in Oregon, an den „lost
lake“. Der lost lake liegt direkt am Fuße des Mount Hood, was ein
sehr bekannter und schneereicher Berg hier in meiner Nähe ist. Von
Ed, den ich aus der Kirche kenne lieh ich mir ein Kayak und
verbrachte einen wunderschönen Tag auf dem Gletschersee. Es gab nur
die Natur und mich, einfach atemberaubend schön. Und ich werde
nächstes Jahr gewiss etwas mehr Zeit dort verbringen. Aber seht
selbst.
Das ist er, der
lost lake mit Mount Hood im Hintergrund
Es war ein Wunderschöner Tag an einem wunderschönem Ort
So,
nun aber zum eigentlichen Hauptthema diesen Blog-Eintrags. Dank
Internet und Telefon ist es heutzutage relativ leicht auch über
große Entfernungen miteinander zu kommunizieren. Mit meinen Eltern,
die keinen Internetanschluss haben, telefoniere ich regelmäßig und
wir tauschen uns über Neuigkeiten aus. Und da gibt es ja noch Skype,
damit telefoniere ich mit meiner Schwester und mit Freunden. Der
Vorteil ist, dass man sich halt auch sehen kann, was ich sehr
schätze. Mit den meisten meiner Freunde und Bekannten aus
Deutschland schreibe ich aber über WhattsApp oder über Facebook,
oder halte alle Interessierten eben hier durch diesen Blog auf dem
Laufenden.
So wie die Zeit hier für mich vergeht, vergeht sie
natürlich auch für alle anderen und die Lebensumstände ändern
sich bei dem ein oder anderen. Die einen gründen eine Familie, die
anderen bauen Häuser. Wahnsinn ich freue mich riesig für euch, auch
wenn ich den einen oder anderen schon längere Zeit nicht mehr
gesehen habe.
Worüber ich mich auch sehr gefreut habe ist, dass
mich meine Freunde Wicky und Matthias mit Töchterchen Helena aus
Erfurt, mich hier im Juni dieses Jahres besucht haben. Sie haben ihre
Hochzeitsreise durch die USA gemacht, das heißt sie fuhren mit dem
Auto die Westküste Amerikas entlang. Von Seattle nach San Francisco
und wieder zurück, sie haben sich damit einen Traum erfüllt und
mich noch besucht, was gibt es schöneres. Ich habe die drei ein
Stück auf ihrer Tour durch die USA, entlang des Columbia River
George begleitet und ich glaube sie werden nicht das letzte Mal in
den USA gewesen sein, es hat den drei hier sehr gut gefallen. Danke
nochmal an dieser Stelle für den kurzen aber schönen Besuch von
euch.
Meine Freunde Wicky und Matthias aus Erfurt auf ihrer Hochzeitsreise durch die USA
Einige
Freunde habe ich im Laufe der Zeit auch aus den Augen verloren aber
dank Facebook dann doch wieder gefunden. Genauso wie alte Kameraden
von der Bundeswehr, die ich zwar schon ein paar Jahre lang nicht mehr
gesehen habe aber genau weiß, dass sie meinen Blog verfolgen. Und
wie es immer so schön heißt, man sieht sich immer zweimal im Leben,
und egal wo das auch immer das sein mag, ich freue mich darauf zu
erfahren was ihr so erlebt habt. Aber auch meine Freunde hier in
Amerika, die ich im Laufe der Zeit geschlossen habe stehe ich eng in
Kontakt. So hatte mich zum Beispiel Tim, mein alter
Hubschrauberausbilder zu seiner Hochzeit hier in Portland eingeladen.
Besser gesagt ich war einer seiner Trauzeugen, was sehr interessant
war, denn ich hatte keine Ahnung was ein Trauzeuge so ausmacht. Zum
Glück war ich aber nicht der einzige, denn die anderen zwei
Trauzeugen hatten auch keinen Plan.
Die Hochzeit war ein Mix aus
italienischer, deutscher und amerikanischer Kultur. Alessandra, die
Braut stammt ursprünglich aus Italien, Tim ist deutscher und das
ganze fand in Amerika statt. Es war sehr lustig und etwas chaotisch
aber letztendlich hat es dem Brautpaar sehr gefallen und alles lief
so wie sie es sich vorgestellt hatten, was ja die Hauptsache war.
Das glückliche Brautpaar, Alessandra aund Tim
In meinen diesjährigen vier wöchigen Deutschland Urlaub über Weihnachten und Neuhjahr werde ich natürlich versuchen, alle Verwandten und so viele Freunde wie möglich zu besuchen. Was nicht immer leicht ist alles unter einen Hut zu kriegen, jeder kennt das man kann sich halt nicht zerteieln. Aber Freundschaft kennt keine Grenzen und nicht vergessen, Zeit hat man nicht. Zeit nimmt man sich...!
An
dieser Stelle, vielen Dank an alle meine Freunde und Bekannten die
mich kennen. Danke, dass es euch gibt!
Sonnenuntergang über dem Flughafen hier in Troutdale
Ausbildungstechnisch
stecke ich momentan in der Instrumentenflugausbildung, die ein Teil
der Berufspilotenausbildung ist, aber dazu mehr im nächsten Blog-Eintrag.
Viel
Spaß beim Lesen, mit den Bildern und bis bald.
Oregon und Washington von oben
Der Ort Hood River aus 8500 Fuß höhe